Dellbrügge&de Moll

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Karin Lederer, Öffentliche Gefühle
Dellbrügge und de Moll stellen in der Galerei Sima aus.

Nürnberger Zeitung, Seite 14 / Feuilleton, 18.2.2003
2003, deutsch


Die Gefühlsdetektoren schlagen zur Zeit aus in der Galerie Sima. Glückliche und traurige Smileys transportieren per Knopfdruck Befindlichkeiten auf die Hauswand eines Architekturmodells, rote Gummibälle sammeln sich in
überdimensionalen Reagenzgläsern zur demokratischen Meinungsbildung. Die Frage "soll sich alles ändern" oder "soll alles bleiben wie es ist" wird nicht in mit dem Kugelschreiber in Wahlkabinen beantwortet,sondern per
Ballwurf entschieden, zumindest wenn es nach dem Berliner Künstlerduo Christiane Dellbrügge und Ralf de Moll geht.

Nach ihrer Ausstellung "der Kunst im öffentlichen Raum gehört die Zukunft" vor drei Jahren sind sie erneut zu Gast in der Galerie Sima und präsentieren ihre Ideen von einer gefühlvolleren und reflektierteren Welt. Immerhin den zweiten Platz belegten die beiden bei einem Kunstwettbewerb der EU mit ihrer Vision von einem interaktiven Plattenbau in Berlin Marzahn.Schauplatz ist die Marchwitzastraße 1-3, einst "Sammelunterkunft" für Politfunktionäre der DDR, später heruntergekommener Tatort für die Zigarettenmafia. In jeder der 360 Wohnungen sollte an der Sprechanlage ein Fühler installiert werden, mittels dessen die Bewohner ihre Gefühlslagen
einschätzen sollten. Den linken Knopf für schlechte Laune, den rechten für gute Stimmung gedrückt und an der Hauswand sollte von außen für alle sichtbar die emotionale Lage der Bewohner zu sehen sein. Ein Computer
verrechnet die Hochs und Tiefs und projeziert die Bilanz mit einem lachenden oder traurigen Smiley an die Wand. Das Haus ist mittlerweile abgerissen, aber der Prototyp der Kunstinstallation ist in der Galerie Sima zusehen.

Für Dellbrügge und de Moll sind Gefühle ein universelles Phänomen,deshalb platzierten sie ihre Idee von den Gefühls-Fühlern auch ohne Gebäude in der Welt, zweifelsohne mit dem Anspruch zur globalen Stimmung beitragen zu wollen. Im Internet kann die emotionale Kurve der beiden letzten Jahre unter www.howdoyoufeel.de heruntergeladen werden. Das Duo präsentiert Kunst im öffentlichen Raum mit psychosozialer Komponente. Verblüffend in der Wirkung und auch für Anfänger wärmstens zu empfehlen.

Karin Lederer


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updated 2003-05-05
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